GESTANK
Gestank ist immer meine Oma, die in der Waschküche sitzt und ihre Taube rupft. Ein orangener Eimer, der neben ihren stattlichen Waden steht, ein alter Holzstuhl und ihre kleinen, runzligen Hände, die kurz zuvor der Taube einen Holzscheit auf den Schädel geschlagen haben. Meine Oma, wie sie die Taube in die Waschküche trägt, meine Oma, wie sie das Köpfchen der Taube an ihre rotgesprenkelte Schürze drückt, meine Oma, wie sie sich setzt, die Ärmel nach hinten krempelt, die Taube auf ihrem dicken Bauch ablegt und zu rupfen beginnt. Die Hände meiner Oma, die eine Feder nach der anderen aus der Taube reißen, meine Oma, die dabei etwas erzählt, meine Oma, die die Taube überprüft, meine Oma, die mit ihrem Finger über die nackten, freiliegenden Poren dieser Taube fährt. So ungefähr: Meine Oma hebt die Taube gegen die Lampe und überprüft mit ihren blauen Augen, ob man sie jetzt in Ruhe einfrieren kann. Meine Oma, die die Taube wieder aus dem Gefrierschrank nimmt und etwas mit ihr macht. Ich bin zwischen sechs und zehn, zwischen einem Meter und eins zwanzig, die Taube liegt in der Soße und hier lerne ich Gestank.