WISBYER STRASSE 19, BERLIN GEGEN 11.21
WISBYER STRAßE, BERLIN. 11.21 UHR. Sie, 80, er, 75, sie fällt, prallt mit dem Hinterkopf auf den Gehsteig, liegt da, streckt wie ein dicker Käfer ihre Arme in die Luft, kommt nicht hoch, kommt nicht nach rechts und nicht nach links, bleibt liegen mit langsamen Bewegungen. Ihm reichen die Kräfte nur für den Rollator, für seinen Käfer ist er zu alt und auch zu schwach. Ich: hin. Ich: ohne Frühstück, fast auch zu schwach, um den Käfer zu heben, zum Glück Hilfe von einem Passanten. Der Passant und ich heben den Käfer, der Käfer fasst sich an den Hinterkopf, der Mann steht am Rollator, wir in der prallen Hitze, schauen uns um, keine Hilfe. Sie: den Hosenstall offen, er: verzweifelt, fast am Weinen, seine Hände an den Hand-Dingen vom Rollator, der Passant hält den Käfer unter den Armen. Ich: Krankenwagen? Der Käfer: Nein, wir waren ja gerade beim Arzt. Ich: Na und? Der Käfer: Wegen dem Herzschrittmacher. Ich: Hilft nichts. Der Mann (Angst): Nein, bitte nicht. Ich: Soll ich Sie nach Hause bringen, Sie und den Käfer? Der Käfer versteht nichts, fasst sich durchgehend an den Hinterkopf. Ein AUDI, ich winke, der Audi hält. Die Blonde steigt mittvierzig aus dem Wagen, schockiert, bietet Hilfe an, fährt den Mann und den Käfer nach Hause. Wir hieven zuerst den Käfer auf den Beifahrersitz, dann den Mann nach hinten, der Käfer ächzt ein wenig, wie sollen die es in ihr Stockwerk schaffen? Der Audi fährt, der Passant und ich verabschieden uns höflich.